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Alopecia ist Teil meines Lebens. Nicht meine Identität.

Vor der ersten Primarklasse musste ich mich leider von meiner langen Haarpracht trennen, zu viel Aufwand für ein lebendiges Kind. Also wurde beschlossen, mir eine Kurzhaarfrisur zu verpassen. Im Laufe des ersten Schuljahres verlor ich dann meine Haare, es begann mit dem kreisrunden Haarausfall und weitete sich später über den ganzen Körper aus.

Arztbesuche, psychiatrische Unterstützung vor allem für meine Eltern, kiloweise Essen von Hirse, wöchentliche Spritzen unter die Kopfhaut, Besuch von verschiedenen Handauflegern und schlussendlich Aufenthalt in einem Kinderheim, weg von der Familie sollten meinen Haarwachstum wieder ankurbeln. Natürlich hat das nicht funktioniert, warum auch?

Wieder zurück in der Familie begann ich mich abzusondern und meinen eigenen Weg zu gehen. In der neuen Schule fühlte ich mich wohl, ich war halt einfach die Schülerin ohne Haare. Damals wurde Integration anders gelebt und als selbstverständlich angenommen.

Später trug ich auf Wunsch meiner Eltern Kopftücher und ab 14 Jahren meine erste Perücke. Ich konnte mich aber nie damit anfreunden, es fühlte sich einfach nicht richtig an.

Im Verlaufe der Zeit durfte ich meinen Wunschberuf einer Lehrperson erlernen und viele Jahre mit Kindern arbeiten. Meine Perücke war hier nie ein Thema. Auch konnte ich mich mit mir anfreunden, aber glücklich mit dem Haarersatz war ich nicht. Weil ich natürlich auch keine Wimpern und Brauen hatte, habe ich diese mit einem Permanentmakeup wieder herstellen lassen, schminke mich jeden Tag und klebe künstliche Wimpern auf. So stimmt es für mich und das ist das Wichtigste.

Auch habe ich geheiratet und zwei Mädchen geboren. Nach der Geburt der zweiten Tochter bin ich in eine schwere Depression gefallen und die Thematik haarlos wurde übermächtig. Ich wurde von einer tollen und kompetenten Therapeutin aus der Depression zurück wieder ins Leben geführt. Akzeptiert habe ich die Thematik aber bis heute nicht. Akzeptanz hat für mich auch im weitesten Sinne mit Aufgeben zu tun. Und Aufgeben ist definitiv kein Thema. In regelmässigen Abständen besuche ich weiterhin eine Therapeutin, die mich unterstützt.

Vor bald 12 Jahren, nach an einer Weiterbildung in Aarau, bin ich durch die Altstadt gebummelt. Dabei habe ich zufällig The Hair Center entdeckt. Neugierig, wie ich bin, habe ich mit meinem Partner sofort einen Termin ausgemacht. Wir beide waren von Anfang an begeistert. Ich wurde ernst genommen, zu mir passend wurde eine Perücke ausgesucht und an meinem Kopf geschnitten und frisiert. Ein wunderbares neues Lebensgefühl. Und seither werde ich von Laila Aviolat und der ganzen Belegschaft betreut. Sie übernehmen auch die Kommunikation mit der IV, welche jährlich einen Beitrag an eine neue Perücke bezahlt. Regelmässig lasse ich meine Haare im The Hair Center waschen und pflegen und werde dort ganzheitlich betreut.

Auch wenn die Problematik «Alopecia totalis» nie ganz wegzudenken ist, habe ich mich damit arrangiert und es gibt Momente, da fühle ich mich pudelwohl!

DANKE AN DAS HAIR CENTER MIT ALL DEN LIEBEN UND WUNDERVOLLEN MITARBEITERN. Ihr habt meinem Leben wieder einen Sinn gegeben!

Judith

(Dieser Beitrag wurde unverändert übernommen)

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